Chronik

Vereinsgeschichte

Die frühen Jahre

Die Schützenbruderschaft Oberense wurde im Jahre 1824 von 71 Schützen aus Oberense und Umgebung gegründet. In den ersten Jahren erfreute sich der neue Verein bereits großer Beliebtheit, traten doch jährlich immer 15 bis 20 neue Schützen der Bruderschaft bei. Den Schützen stand, so weit das noch nachvollziehbar ist, bereits bei der Vereinsgründung im Jahr 1824 eine Halle mit dem angrenzenden Schützenplatz zur Verfügung. Nach Überlieferungen soll im Jahre 1860 der Vorgängerbau der jetzigen Halle errichtet worden sein, der bis auf kleine Veränderungen bis in die 50-er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein genutzt wurde, bis er nach und nach zur heutigen Halle umgebaut und ergänzt wurde.

Auszug aus der Satzung von 1833:

„Jeder ordentliche Mensch, vorausgesetzt, daß er Bekenner einer christlichen Religion ist, kann dem hiesigen Schützen-Verein beitreten und als Schützenbruder aufgenommen werden, wenn er das 18te Lebensjahr erreicht, und sich durch keine unwürdige That oder durch ein sonstiges unordentliches Betragen der Aufnahme unwert gemacht hat.“

Der Festverlauf selbst war etwas anders, als wir ihn heute kennen: Am Abend des ersten Tages (meist Samstags) wurde der Vogel auf die Vogelstange gesetzt. Danach schloss sich wohl ein Umtrunk an, der allerdings nur sehr kurz gehalten wurde. Das eigentliche Fest begann dann erst am Sonntag mit dem Vogelschießen:

Am Nachmittage des ersten Tages wird nach dem Vogel geschoßen. Der übrige Theil des Nachmittages so wie der andere Tag ist dem Tanz-Vergnügen und sonstigen Belustigungen, jedoch mit Ausschluß alles Kartenspiels, gewidmet. Am Nachmittage des Vogelschießens versammelt sich die Gesellschaft nach einem mit der Trommel gegebenen Zeichen auf dem Schützenplatze, ein jeder mit einem ganz brauchbaren, vor allem ungeladenen Kugelgewehre, 1/4 Pfund Pulver und 20 Kugeln ...Der alte König übergibt unter der Vogelruthe die Insignien dem Hauptmann und thut nach dem Vogel den ersten Schuß.

Neben dem Schützenkönig wird auch noch der „Geck“ ermittelt, der ähnlich einem Hofnarren für allerhand Späße beim Fest sorgte. Dazu wurde unterhalb des Vogels eine Art Hampelmann an der Vogelstange befestigt, der auch abgeschossen wurde. Nach dem Vogelschießen war natürlich gemütliches Beisammensein angesagt. Allerdings wurde auch hier strengstens nach der Tanzordnung, die extra in der Halle ausgehängt wurde, getanzt. Aber der Nachmittag bestand nicht nur aus Vergnügen, denn am Schützenfest fand gleichzeitig die Versammlung des Schützenvereins statt. Hier wurden, ähnlich wie heute auf einer Generalversammlung, die Kassenbücher offengelegt, es wurde über die Vereinspolitik beraten und Neuwahlen durchgeführt, oder über die Aufnahme von Mitgliedern entschieden. Wurde ein neues Mitglied aufgenommen, so musste dieses als Einstand fünf Reichsthaler sowie eine Mütte Gerste einbringen. Das Geld konnte zur Not auch abgestottert werden, aber die Gerste musste auf jeden Fall sofort beigebracht werden, denn auch damals war der Durst schon groß und die Gerste unverzichtbar, denn das Bier wurde natürlich noch selbst gebraut. Es war vermutlich dunkles Bier, denn das helle Bier wurde erst 1887 in Dortmund erfunden. Über den Verlauf des dritten Tages wird nicht viel mitgeteilt, lediglich Tanz-Vergnügungen und sonstige Belustigungen werden erwähnt. Wichtig festzuhalten ist noch, dass das Fest im Gegensatz zu heute ausschließlich tagsüber stattfand. Um die Kosten für alle Beteiligten möglichst niedrig zu halten wurde lediglich der Genuss von Bier erlaubt; Schnaps gab es auf dem Schützenfest nicht. Am Abend wurde nicht mehr gefeiert:

Bei Eintritt der Dämmerung wird die Trommel gerührt und hierauf der Schützenhof verlaßen und derKeller verschloßen.

Trennung der Schützenvereine Oberense und Niederense

Der Schützenbruderschaft Oberense gehörten in den Anfangsjahren sehr viele Bürger aus den verschiedensten Ortsteilen des heutigen Ense, aber auch darüber hinaus aus dem Raum Neheim, Werl und Möhnesee an. Bedingt durch persönliche und verwandtschaftliche Bindungen, aber auch durch Kirchenbezirke, die damals anders als heute gezogen waren, fühlten sich viele Menschen dem neuen Verein in Oberense verbunden. Da es in Sieveringen und Niederense noch keine Schützenvereine gab, waren auch diese Orte sehr stark in der Schützenbruderschaft Oberense vertreten. Bedingt durch das starke Wachstum besonders in Niederense, und die verstärkten Autonomiebestrebungen dieses Ortes (inzwischen hatte man dort seit 1876 eine eigene Schule, einen Bahnhof und seit 1888 sogar eine Molkerei; auch hatte Niederense eine eigene Pfarrei bekommen) hatte man längst die Einwohnerzahl Oberenses um ein Vielfaches überschritten. So kam es immer wieder einmal zu kleineren Reibereien zwischen verschiedenen Gruppen des Vereins. Diese Differenzen kamen nach der Festpause, die während des ersten Weltkrieges geherrscht hatte, auf dem Schützenfest des Jahres 1921 wieder zutage. Nachdem das Fest am Samstag und Sonntag noch einigermaßen in Ruhe und Ordnung über die Bühne ging, kam es am Montag, dem 23. Mai 1921 zum Eklat. Nach dem Vogelschießen und der offiziellen Königsproklamation hatte sich nach Augenzeugenberichten eine Gruppe des Vereins einen anderen König gewählt, und so sahen sich die Zuschauer am Nachmittag plötzlich zwei Festzügen gegenüber. Ein Zug hatte sich aus Schützen der östlichen Ortsteile gebildet, der andere bestand aus Niederenser Schützen. Als die Festzüge sich begegneten gab es eine handfeste Begrüßung... Einige Schützen sollen sogar begonnen haben, die Oberenser Halle abzubauen. Was einem heute eher ein Lächeln entlockt, barg damals natürlich viel Zündstoff, aber eine Eskalation konnte gerade noch verhindert werden. Aber spätestens jetzt war jedem klar, dass es in Zukunft kein Miteinander im gleichen Verein mehr geben konnte, und eine Trennung unausweichlich war. Nach diesen Vorfällen wurde eine Kommission aus beiden Gruppen gebildet, die die „Abzweigung” und Neugründung des Niederenser Schützenvereins vorbereiten sollte. Von den Schützen aus Niederense kehrten einige dem Oberenser Verein den Rücken, aber besonders von den älteren Mitgliedern blieben doch viele der Schützenbruderschaft verbunden. In der Folgezeit sorgten gerade auch sie dafür, dass eine gute Nachbarschaft zwischen den Vereinen diesseits und jenseits der Haar entstand. Dies wird heute noch durch einen regen Besuch der Feste auf der jeweils anderen Seite belegt.

Der Verein in der Nachkriegszeit

Die Schützenhalle, die ohnehin schon etwas altersschwach war und deren Reparatur noch vor dem Kriege geplant war, hatte in den Kriegsjahren wohl sehr gelitten. Notwendige Reparaturen konnten natürlich kaum durchgeführt werden, da weder Personal noch Geld in nötigem Umfang vorhanden waren. Somit begann 1947 eine umfangreiche Sanierungsphase, um die Halle wieder in einen nutzbaren Zustand zu versetzen. Wie dringlich dies war zeigt die Tatsache, dass der Gesangverein statt Hallenmiete zu zahlen, zu Abbruch- und Abstützarbeiten herangezogen wurde, damit er sein Fest im Jahre 1949 überhaupt feiern konnte. Der Stromanschluss der Halle war längst nicht mehr vorhanden und in den Wirren des Krieges waren sogar Rinder in die Halle eingedrungen und hatten zusätzliche Verwüstungen angerichtet. In den Kriegswirren ging auch die Königskette mit fast allen alten Orden verloren und der Besitz des Vereins wurde, da er nach der Gleichschaltung natürlich als Naziorganisation galt, konfisziert. Erst im Juni 1966 konnte das kleine Stück Land der Bruderschaft, das erst von der englischen Besatzungsmacht enteignet, dann an das Land Nordrhein-Westfalen gefallen war, wieder zurückübertragen werden. Zur Königskette gab es über 50 Jahre nach Kriegsende noch einen unerwarteten Nachtrag: In einem anonymen Brief, der aus den Niederlanden kam, wurde auf dem Umweg über die Gemeindeverwaltung Ense der Schützenbruderschaft ein alter Orden wieder zugeschickt. Alle Nachforschungen unsererseits sind allerdings im Sande verlaufen und haben keine weiteren Informationen über diesen und andere Orden ans Tageslicht bringen können. Nachdem die Kriegswirren etwas abgeklungen waren, wurde schon bald von einigen Schützen wieder die Initiative ergriffen und die Schützenbruderschaft neu ins Leben gerufen. So wurde eine neue Satzung in Anlehnung an die Vor-Nazi-Zeit beschlossen. Es erfolgte der Beitritt zu den historischen deutschen Schützenbruderschaften, die die Unterstützung der Kirche hatten, und so konnte eine Sondergenehmigung für ein Schützenfest erwirkt werden. Auch der Vorstand musste ergänzt werden und es wurden Listen erstellt, um neue Schützenbrüder zu erfassen.

Das erste Schützenfest nach dem Krieg fand im Juni 1948 statt. Es muss ein bescheidenes Fest gewesen sein, denn es gab nicht genügend Geld, um die Musik zu verpflegen, so dass man eine Sammlung durchführen musste. Da der Besitz und der Gebrauch von Waffen nicht erlaubt war, konnte ein Vogelschießen mit Gewehren nicht stattfinden. Bernhard Goeke baute daher zwei Armbrüste, mit denen im Jahre 1948 und 1949 der Vogel abgeschossen werden musste. Nicht nur die finanzielle Lage war in diesen Jahren äußerst angespannt, sondern wohl auch die Versorgung mit Lebensmitteln und Getränken war keineswegs rosig. So war für das Schützenfest 1949 kein gutes Bier zu bekommen und schweren Herzens entschloss sich der Verein mit einer alten Tradition zu brechen: Zum ersten und einzigen mal wurde in diesem Jahr kein Freibierfest gefeiert; man wollte es den Leuten nicht zumuten einen hohen Eintritt zu zahlen und dafür nur schlechtes Bier zu bekommen. In der Not sammelte man Gerste bei den Bauern und ließ sich das Bier daraus brauen. Das Schützenfest 1948 fiel mit der Währungsreform zusammen, so dass man an zwei Tagen noch mit dem alten Geld bezahlen musste. Am dritten Tag galt dann die D-Mark als Währung. Da es im Kriege durch die Möhnekatastrophe in Niederense zu großen Zerstörungen gekommen war, gab die Oberenser Bruderschaft dem Nachbarverein die Möglichkeit, sein erstes Fest nach dem Kriege in Oberense zu feiern. Im Jahre 1950 begann dann ganz langsam wieder Normalität einzukehren: Die Schützenbruderschaft bestellte einen Ersatz für die verlorengegangene Königskette. Eine damals verbreitete Finanzierungsmethode waren Preisschießen, die sich großer Beliebtheit erfreuten und durch den Einsatz, der zum Teil als Preise wieder ausgeschüttet wurde, konnte so manche Mark eingenommen werden. Dies war auch nötig, kostete doch die neue Kette für damalige Verhältnisse stolze 342,75 DM. Bedenkt man, dass der Eintritt fürs gesamte Freibierfest zwischen 10 DM und 16 DM lag, kann man sich ausrechnen, welche Summe dies heute bedeuten würde.

Der Verlauf des Festes von 1952 lehnt sich stark an die Feste vor dem Kriege an: Am Samstag trafen sich die Schützen gegen 18:30 Uhr an der Schützenhalle. Dort wurde die Vogelstange aus der Halle geholt und auf den Wagen von Dohle geladen. Bei Dohlen wurde schon tagelang vorher das Zaumzeug der Pferde gewienert, damit für den Transport alles auf Hochglanz war. Dann wurde gewartet, bis die letzte Kleinbahn durch den Oberenser Bahnhof gefahren war, denn man wollte mit ihr nicht kollidieren, oder die Pferde scheu machen, wenn sie dampfend und zischend vorbeikam. Es folgte der Zug zur heutigen Straße “An der Vogelstange”, dann wurde die Stange mitsamt dem Vogel und dem Geck aufgestellt. Dies war eine teilweise gefährliche und schwierige Sache, denn die Vogelstange war lang und schwer. Sie wurde an einem Ende angehoben, dann mit verschieden langen Leitern abgestützt und Stück für Stück hochgewuchtet. Zum Schluss wurde das letzte Stück mit Seilen gezogen, bis die Stange endlich in der Verankerung stand. Nach dieser schweißtreibenden Arbeit wurde zur Halle zurückmarschiert und es folgte ein Umtrunk in der Halle, der mit Einbruch der Dunkelheit beendet wurde. Der Sonntag begann traditionell mit dem Besuch der Messe in Bilme. Am Nachmittag wurde angetreten und dann folgte ein teilweise sehr weiter Zug, denn König und Königin wurden jeder für sich von zu Hause abgeholt, dann gemeinsam zur Halle geleitet, wo der gemütliche Teil folgte. Dem Zug voran ritten Brudermeister und Hauptmann hoch zu Pferde, was erst 1958 abgeschafft wurde. Da das Bier bitter war und den Frauen nicht so sehr mundete, wurden oft einige losgeschickt um bei Rubarth im Tante-Emma-Laden einige Tüten Zucker zu besorgen. Dieser wurde ins Bier geschüttet um den Geschmack etwas zu verfeinern. Da aber niemand einen Löffel zum Umrühren dabei hatte, mussten oft genug Birkenzweige vom Hallenschmuck abgezupft werden, um das Gebräu richtig durchzurühren. Damals war es noch weit verbreitet Zigarren zu rauchen. Da aber die Tanzpausen nicht ausreichten, seine Zigarre zu Ende zu rauchen, und die Frauen sich natürlich mit der Ausrede “Ich rauche eben noch zu ende” nicht auf den nächsten Tanz vertrösten lassen wollten, mussten die Zigarren zwischendurch irgendwo geparkt werden. Hierfür boten sich die Zapflöcher im alten Fachwerk der Halle an, in die prima eine Zigarre passte. Ob man nach dem Tanz allerdings die richtige Zigarre wiederbekam, hing vom guten Gedächtnis und vom Glück ab. So mancher Stumpen blieb auch liegen und so kam am Muckentag der eine oder andere Jugendliche in Versuchung und musste seine ersten Lungenzug-Versuche mit vollen Hosen quittieren. Da das Fest meist sehr gut besucht war, wurde es häufig eng auf der Tanzfläche, die ja noch durch die beiden Stützbalken in der Mitte aufgeteilt war. So wurde eine ganz eigene Tanzordnung entwickelt, die dazu führte, dass im Kreis um die Stützen getanzt wurde, allerdings musste man nach einer Runde die Halle, durch die eine Hintertür verlassen und konnte nach einem kurzen Spaziergang zur anderen Tür wieder hereinkommen und weitertanzen. Ob alle weitertanzten ist nicht überliefert, aber der eine oder andere wird die Gunst der Stunde genutzt haben, um mit seiner Angebeteten die Sterne anzuschauen. Oder so... Der Montagmorgen begann mit einer Messe in der Oberenser Kapelle. Die war natürlich viel zu klein für die vielen Schützen, so dass das Gross von ihnen draußen stehen musste. Durch die heiligen Worte und die frische Luft konnte so mancher Kopf wieder klar werden, so dass sich der Zug zur Vogelstange anschließen konnte. Das Vogelschießen war natürlich ausschließlich Männersache. Verlief sich doch einmal eine Frau zur Vogelstange, so durfte diese auf keinen Fall zur Königin erwählt werden. Infolge dieser Tradition ist es wohl verständlich, dass noch heute die Frauen das Vogelschießen nur hinter einem Bretterzaun verfolgen dürfen, was besonders für kurzentschlossene Bewerber sehr von Vorteil ist... Nach dem Vogelschießen schloss sich ein zünftiger Frühschoppen in der Restauration an, bei dem die Frauen ebenfalls nicht zugegen waren, wo aber ähnlich wie heute neben reichlich Bier durchaus einige Fläschchen Sekt “eingeschlürft” wurden. Das Feiern in der Restauration hatte einen großen Vorteil: Es brauchte hinterher nicht großartig saubergemacht zu werden, denn der Boden bestand aus festgestampftem Lehm, auf den einfach Sägespäne gestreut wurden. Der Montagnachmittag wurde dann mit dem neuen Königspaar samt Hofstaat und Geck ähnlich wie der Sonntag begangen. Sehr beliebt war und ist auch heute noch die Polonäse am Sonntag und Montagabend. Und es ist lediglich eine böswillige Unterstellung, dass dadurch der Freibierkonsum etwas eingeschränkt werden sollte. Oder? Am Dienstag wurde dann die Halle aufgeräumt, die Vogelstange abgebaut und verstaut und anschließend folgte der Muckentag mit Umtrunk und viel Spaß.

Neben dem Schützenfest veranstaltete der Verein ein Erntedankfest, das teilweise mit Erntewagen und einem Umzug durch die Gemeinde begangen wurde. Im Jahre 1956 brachte der damalige König Theo Dohle den Spielmannszug aus Hewingsen zur Parade mit nach Oberense. Die Musiker machten einen so guten Eindruck auf die Schützengemeinde, dass man sich entschloss, sie auch weiterhin zu engagieren. Sie sind mittlerweile zum festen Bestandteil des Festes geworden und gestalten mit einer ständig wachsenden Zahl von Musikern gemeinsam mit der Musikkapelle Höingen die Festzüge am Festsamstag und Sonntag. Ende der 60er Jahre kam es wie im ganzen Land zu Neuerungen und alte Zöpfe wurden abgeschnitten. So wurde im Jahre 1966 erstmals ein Tanz in den Mai gefeiert und ist seither zur guten Tradition in Oberense geworden. Es durfe erstmals auch in der Schützenhalle Schnaps getrunken werden: Früher gab es nur Bier in der Halle, der Schnaps musste draußen an einer Klappe gekauft und getrunken werden. Auch die Kinder wurden verstärkt in das Vereinsleben einbezogen und es wurde auf dem Erntefest eine Kinderbelustigung durchgeführt. Die Schützenmesse wurde am Montag Morgen, sofern es Petrus zuließ, unter freiem Himmel gefeiert. Um die Kassenlage aufzubessern, wurde die Halle im Winter für Wohnwagen und Boote vermietet.

Im Jahre 1970 kam es dann zu einer kleinen Revolution: Der Schützenfestsamstag, der bisher den Männern vorbehalten war, und der ja mit Einbruch der Dunkelheit zu Ende ging, wurde jetzt mit Musik und Tanz durchgeführt, d.h. die Damen hatten diese (fast letzte) Männerdomäne auch erobert. 1974 wurde mit einem großen Festakt das 150-Jährige Bestehen der Bruderschaft gefeiert. Es wurde am Schützenfestsamstag erstmals ein Kaiserschießen durchgeführt, an dem alle ehemaligen Könige teilnehmen durften. Nach einem spannenden Wettkampf wurde Fritz Goeke zum Kaiser gekürt. Die ehemaligen Könige erhielten Erinnerungsplaketten. Am Sonntag schloss sich der große Festakt an, bei dem vier Musikkapellen und Musikzüge und vierzehn Gastbruderschaften für einen festlichen Rahmen sorgten. Strahlender Sonnenschein und die etwa 2000 Teilnehmer und Besucher ließen diesen Tag zu einem unvergesslichen Ereignis werden. Das Freibier schmeckte wie immer nach mehr, und so gingen die Feierlichkeiten bis in die frühen Morgenstunden. Seit dem Jahre 1975 wird auch ein Prinz in der Bruderschaft ermittelt, der beim Vogelschießen das Zepter des Vogels abschießen muss. Vor dem 2. Weltkrieg hatte es auch schon diese Tradition gegeben. Teilnehmen dürfen die zahlreichen Jungschützen des Vereins, die in den letzten Jahren auch bei überregionalen Schützenwettkämpfen oft mit sehr guten Ergebnissen abschnitten. Neben den Erfolgen der Schützen kam aber auch der geistige Teil nicht zu kurz. So veranstaltete die Bruderschaft Einkehrtage, Vorträge und sogar eine beeindruckende Pilgerfahrt nach Lourdes. Das Erntedankfest hat inzwischen auch ein neues Gesicht bekommen: So wird im Anschluss an die hl. Messe ein Frühschoppen mit Platzkonzert durchgeführt. Der Nachmittag steht ganz im Zeichen der Kinder, denn hier tritt der Zirkus „Die Filous“ mit seinem neuen Programm auf, das Zuschauer von nah und fern in die Halle lockt. Im Jahre 1997 veranstaltete die Bruderschaft ein von etwa 1000 Schützen, zahlreichen Musikkapellen und einer riesigen Zuschauermenge begeistert gefeiertes Bezirksschützenfest in Oberense. Dies verdeutlicht einmal mehr, dass die Bruderschaft gemeinsam mit den anderen Vereinen in den vier Dörfern des Enser Ostens einen guten Rückhalt in der Bevölkerung genießt. Überhaupt wurde der Verein in den letzten Jahren durch den starken Zustrom von Jugendlichen geprägt, so dass er derzeit finanziell und personell auf gesunden Beinen steht. Daher muss uns um die nähere Zukunft der Schützenbruderschaft nicht bange sein. Möge es so bleiben, dass auch in der immer schnelllebigeren Zeit in Zukunft die Uhren einmal im Jahr für drei Tage stillstehen. Und jeder weiss, wenn die Dörfer herausgeputzt sind, wenn die Arbeiter den Hammer einfach fallen lassen, wenn die Kinder vergessen in die Schule zu gehen, und wenn die Menschen von nah und fern herbeiströmen, dann ist Schützenfest in Oberense.